Wir waren auf dem Weg nach Lalibela und die Ethiopian Highlands hatten uns erneut begeistert. Irgendwo zwischen Woldiya und Lalibela gibt es ein Plateau ähnlich Guassa. Doch leben hier Menschen und versuchen dem kargen Boden etwas essbares abzuringen. Es war bitterkalt auf Grund der Höhe, die Armut war sichtbar und die Kinder kamen uns ohne Schuhe entgegen gelaufen. Firew erklärte uns, dass die Regierung versucht hatte, diese Menschen umzusiedeln, doch sie lehnten es ab und wollten den Platz ihrer Vorfahren auf keinen Fall verlassen.
Kurz vor Lalibela stoppten wir erneut. Am Horizont sahen wir Mt. Abune Yoseph, an dessen Fuss Lalibela auf 2.630 Metern Höhe liegt.
Bete Medhane Alem (Haus des Erlösers der Welt)
Mit einer Grundfläche von 33,7 x 23,7 Metern und 11,5 Metern Höhe ist es die Größte der Felsenkirchen in Lalibela. Eine von verschiedenen Gelehrten vorgebrachte Theorie besagt, dass Bete Medhane Alem eine Kopie der ursprünglichen Kirche "Unserer Lieben Frau von Zion" in Axum ist, dem damals wichtigsten Schrein Äthiopiens, der im 16. Jahrhundert zerstört wurde.
Gläubige und ein Priester kommen aus dem Tunnel, der von Bete Medhane Alem zur Bete Maryam führt
Bete Maryam (Das Haus von Maria)
Sie ist die wichtigste Kirche dieses Clusters. Nicht nur das König Lalibela hier zu Lebzeiten täglich die Messe besuchte, auch heute noch strömen Scharen von Pilgern zu kirchlichen Festtagen in den Innenhof. 10 Meter hoch mit einer Grundfläche von 250 m² gibt es im 1. Stock sieben separate Räume, in denen Kirchenschätze aufbewahrt werden.
Der reich verzierte Innenraum von Bete Maryam
Gegenüber der Nordwand von Bete Maryam ist die winzige Kapelle Bete Meskel. Sie ist in die Außenmauer eingemeißelt. Über seiner Tür sind 12 Bögen. Sie sollen die 12 Jünger darstellen.
Eingang zu Bete Meskel (Das Haus des Kreuzes)
Kapelle Bete Danaghel
Bete Mikael (Haus von Michael) und Bete Golgotha (benannt nach dem Berg der Kreuzigung Jesus bei Jerusalem)
In der Mitte: Grab von Adam
Vor einem der traditionellen Häuse wurden christliche Souvenirs angefertigt und verkauft. Beim Malen lehrte der Priester gleichzeitig Verse aus der Bibel - er sprach vor, die Jugendlichen sprachen gemeinsam nach.
Wir fuhren zurück zum Hotel, genossen einen exzellenten äthiopischen Kaffee, schauten Bartgeiern, Schwarzen Milanen und unmengen Raben bei ihren Flugmanövern zu und wartend auf den Sonnenuntergang.
Blick von unserem Balkon zum Mountain View Hotel - sieht auch ganz hübsch aus
Sonnenuntergang in den Bergen um Lalibela
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg, das südliche Cluster der Rock-Hewn Churches zu erkunden. Dazu gehören Bete
Gabriel-Rafael, Bete Abba Libanos und Bete Leham, Bete Emanuel sowie Bete Mercurios.
Zugang zu Bete Gabriel-Rafael (Haus von Gabriel und Raphael)
Von der Spitze der Kirche aus führt eine Steinbrücke über einen tiefen Graben zu Bete Gabriel-Rufael. Die Experten glauben, dass diese Kirche auf Grund ihres untypischen Grundrisses einst ein befestigter Palast für die königliche Adelsfamilie gewesen sein könnte. Neuere Studien sagen, dass dieser Komplex bereits im 7./8. Jahrhundert geschaffen wurde. Die monumentale Fassade ist das Interessanteste an dieser Kirche.
Auf dieser alten Holztür sind noch die Bemalungen erkennbar.
Schutzdächer über vielen der Felsenkirchen stoppten das weitere Eindringen von Feuchtigkeit, haben aber gleichzeitig das ursprüngliche Bild der Rock-Hewn Churches total verändert und erschweren das Fotografieren enorm.
Acanthocercus cyanogaster
Einen „echten“ Trivialnamen gibt es für die Art wohl nicht laut Dr. Philipp Wagner (Kurator für Forschung & Artenschutz im Allwetterzoo in Münster), der mir die Agamen bestimmt hat.
links unten: Bete Lehem (Die Kapelle von Bethlehem)
Bete Lehem ist ein kleines rundes Gewölbe, in dem ein alter Holzstamm aufbewahrt wird. Legenden haben unterschiedliche Aussagen, was es einst war: die Einsiedlerhöhle von König Lalibela, die Bäckerei für das eucharistischen Brot oder der Stall von König Lalibela's Pferd - niemand weiss es wirklich.
Bete Merkorios (Haus von Merkorios)
Diese Kirche ist St. Merkorios, einem Heiligen der Koptischen Kirche aus dem 3. Jahrhundert gewidmet. Teile dieser Kirche waren eingestürzt, weshalb man heute die Sicherungsmaßnahmen am Eingang sieht. Ein 600 Jahre alter Wandfries hat die Katastrophe überlebt.
rechts unten: Wandfries aus dem 15. Jahrhundert
Bete Emanuel (Haus von Emanuel)
Es ist die einzige echte monolithische Kirche dieser Gruppe, sorgfältig aus einem Block von 18 x 12 Metern und einer Höhe von 12 Metern modelliert.
Bete Abba Libanos (Haus von Abba Libanos)
Auch mit dieser Kirche ist eine Legende verbunden: Lalibelas Ehefrau, Maskal Kebra, soll mit Hilfe von Engeln diese Kirche in einer Nacht erschaffen haben. Sie ist einem der berühmtesten Kloster Heiligen der äthiopischen Kirche, Abba Libanos, gewidmet.
Als wir das Gelände verließen, sahen wir eine große Menge von Gläubigen, die sich zu einer Beerdigung versammelt hatten. Alle waren in ihre traditionellen weißen Tücher gehüllt.
Traditionelle zweistöckige Häuser von Lalibela
Lunchtime - Firew fuhr mit uns ins Ben Abeba. Etwas futuristisch anzuschauen, super Essen mit tollem Service und der Blick ist traumhaft - ein Besuch ist ein Muss, wenn man in Lalibela ist.
Restaurant Ben Abeba
Mittagspause - wir schauen den Flugkünsten der Greifvögel von unserem Balkon aus zu. Bartgeier flogen fast zum Greifen nah am Hotel vorbei. Ihre Spannweite ist atemberaubend. Doch auch kleine gefiederte Freunde besuchten uns.
Bartgeier - Bearded Vulture (Gypaetus barbatus)
Swainsonsperling - Swainson's Sparrow (Passer swainsonii)
Rotbrust-Glanzköpfchen - Scarlet-chested Sunbird (Chalcomitra senegalensis); ein noch junges Weibchen
Senegalamarant - Red-billed Firefinch (Lagonosticta senegala)
Das Highlight von Lalibela hatten wir uns für den Nachmittag aufgehoben - der Besuch von Bete Giyorgis.
Bete Giyorgis (Haus des Georg)
Sieht man Bilder von Lalibela, dann ist die St. Georg geweihte Kirche das Erste was man findet. Es ist wohl die zuletzt gebaute Kirche und die Bekannteste auf Grund ihrer symmetrischen Kreuzform.
links: Wasserspeier zur Dachentwässerung (funktionstüchtig seit seiner Erbauung)
mittig: "Monkey Head" - Affenköpfe werden die Nachbildungen hervorstehenden Stützbalken um Fenster und Türen genannt. Sie sind Einflüsse aus der früheren Aksumiten Architektur.
rechts: Wandrelief
Abschied vom "8. Weltwunder" - Die Rock-Hewn Churches von Lalibela waren einer der Höhepunkte unserer Reise. Bevor wir uns ein kaltes Bier verdient hatten, musste ich noch einem traditionellen Weber bei seiner Arbeit zuschauen.
Ist man im Äthiopischen Hochland unterwegs, gibt es hunderte von Plätzen, die zu einem Fotostopp einladen. Der Blick in die Täler ist immer wieder fantastisch.
Auch die Bauweise der Häuser ist regional ganz unterschiedlich.
Auf dem Weg nach Bahir Dar besuchten wir Awra Ambra. Es ist ein einmaliges Dorfprojekt, das 1972 von Zumra, einem damals jungen Mann mit einer Vision gegründet wurde. Auf einem steinigen Weg sind er und seine Mitstreiter nie von ihrer Überzeugung abzubringen gewesen. Harte Arbeit über all die Jahre hat eine beispielgebende Dorfgemeinschaft geformt - die Awra Amba Community.
"I wanted to live in a place where women and men live as equals and where all of our children can go to school. I didn’t want religion and tradition to dictate every aspect of our lives. So I decided to create a place where everyone is respected equally, and works collectively, so we can stand a chance of coming out of poverty.” Zumra
Zumra, der Gründer der Awra Amba community
Das Kuriftu Resort in Bahir Dar liegt direkt am Südufer des Lake Tana - ein Platz, wo alles stimmte und man sich sofort wohl fühlte.
Nun sind wir ja keine Birder. Es fehlt mir die Ausdauer, hinter den gefiederten Kerlchen hinterher zu laufen. Doch wenn sie kooperativ sind, dann nutze ich natürlich die Gelegenheit für ein Foto wie hier im Garten des Ressorts.
Halbmondtaube - Red-eyed Dove (Streptopelia semitorquata)
Bindenlärmvogel - Eastern Grey Plantain-eater (Crinifer zonurus)
Grünschwanz-Glanzstar - Greater Blue-eared Glossy-Starling (Lamprotornis chalybaeus)
Am folgenden Tag besuchten wir die Blue Nile Falls. Die Wasserfälle liegen 30 Kilometer südlich von Bahir Dar. In der Nacht hatte es heftig geregnet. Bereits die ohnehin recht schlechte Zufahrtsstraße stand in Abschnitten unter Wasser. Der kleine Weg vom Dorf Tis Issat hinauf zu den Fällen hatte einige schlammige Passagen. Eigentlich gibt es einen Rundweg zur Besichtigung der Fälle, doch ist dabei der Fluss per Boot zu überqueren, was bei der vorhandenen Strömung im September viel zu gefährlich gewesen wäre.
Blue Nile Falls im September am Ende der Regenzeit mit reichlich Wasser.
Auf dem Weg zurück nach Bahir Dar entdeckten wir auf den teils überschwemmten Ebenen neben der Straße einige Wasser liebende Vögel.
Sporngans - Spur-winged Goose (Plectropterus gambensis)
Blaustirn-Blatthühnchen - African Jacana (Actophilornis africanus)
Witwenpfeifgans - White-faced Whistling-Duck (Dendrocygna viduata)
Höckerglanzgans - Knob-billed Duck (Sarkidiornis melanotos) - ein Pärchen
Am Nachmittag bummelten wir noch ein wenig durch die Stadt. Das moderne Bahir Dar ist nach einem Plan aus den 1960ern vom deutsche Stadtplaner Max Guther gebaut wurden - weiträumig und mit viel Grün.
Reisen Sie mit uns weiter in den Norden von Äthiopien
und begleiten Sie uns auch in die Danakil. Es lohnt sich.