Ankober
Am nächsten Morgen verließen wir Addis in Richtung Ankober. Wir waren gerade mal eine Stunde unterwegs. Eine kleine Ortschaft, die Straße war voller Autos - es war Markttag und gleichzeitig für viele die letzte Möglichkeit, alle Einkäufe zum bevorstehenden Neujahrsfest am 11. September zu erledigen. In Äthiopien gehen nicht nur die Uhren anders, auch der Kalender zeigt nun erst den Beginn des Jahres 2010 an - schon etwas verwirrend für uns Europäer.
Firew zeigte uns einen typischen Bauernhof der Amhara in der Gegend von Ankober. Das kleine Anwesen ist mit einer Mauer aus Steinen umzäunt und beherbergt um einen Innenhof angeordnet Küche, Wohnhaus, Stall und Vorratsräume. Neben dem Ackerbau sind nun Milchkühe die Haupteinnahmequelle der Familie. Sie werden in der Küche versorgt. Die Milch wird täglich abgeholt. Auch Schnaps wird selbst gebrannt, von dessen Qualität wir uns selbst überzeugen durften. Die Aufgeschlossenheit gegenüber Fremden hat uns tief beeindruckt.
Ankober, auf einer Höhe von etwa 2.700 Metern oberhalb der Danakil Senke gelegen, ist eingebettet in eine spektakuläre Landschaft. Doch zunächst ging es wieder etwas hinunter in die kleine Ortschaft Aliyu Amba, wenige Kilometer hinter Ankober, denn auch hier war Markttag.
Auf der Rückfahrt nach Ankober mussten wir erneut einige Stopps einlegen, denn die Bergwelt war zu schön.
Die frühesten Aufzeichnungen von Ankober als Verwaltungszentrum stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ab dem 18. Jahrhundert war Ankober die alte Hauptstadt des Königreichs Shoa. Während der Herrschaft von Kaiser Menelik II gründeten Großbritannien, Frankreich und Italien diplomatische Vertretungen in Ankober. 1886 beschloss Menelik, die Hauptstadt an ihren heutigen Standort Addis Ababa zu verlegen.
Die Ankober Palace Lodge ist im traditionellen Stil auf dem Gelände des ehemaligen Palastes von Kaisers Menelik II in Ankober erbaut. Sie liegt auf einem Hügel mit spektakulärem Blick über das Rift Valley.
Unser Bungalow in der Ankober Palace Lodge mit herrlicher Aussicht
Das Restaurant der Ankober Palace Lodge
Auf dem Weg zurück nach Debre Berhan durften wir gleich zwei weitere endemische Bewohner des Äthiopischen Hochlands bewundern.
Weißringtaube - White-collared Pigeon (Columba albitorques)
Klunkeribis - Wattled Ibis (Bostrychia carunculata)
Die Szenen auf den Straßen zu beobachten, war stets ein Highlight auf unserer Tour.
Spektakulärer Blick auf dem Weg zum Guassa Plateau
Dorfbewohner auf dem Weg zu einer Beerdigung
Malerisch sind die kleinen traditionellen Menz-Dörfer in die Landschaft integriert. Die Häuser sind aus Stein gebaut und meistens noch mit Stroh eingedeckt.
Die Guassa Community Conservation Area ist eines der bedeutendsten hochalpinen Ökosysteme in Äthiopien. Ein Managementsystem zum Schutz dieser natürlichen Ressourcen existiert hier bereits seit 400 Jahren. Damit ist es eines der ältesten Schutzgebiete in Subsahara-Afrika. Das zerklüftete Hochplateau mit einer Fläche von ca. 100 km² ist die Heimat einer kleinen Population des Äthiopischen Wolfes. Die ungestörten Hochgebirgslandschaften Äthiopiens sind der Lebensraum des am stärksten von der Ausrottung bedrohten Wolfs der Erde. Insgesamt gibt es in Äthiopien nur noch rund 500 Tiere. Doch ist die gesamte sensible Tier- und Pflanzenwelt dieses hochalpinen Plateaus einzigartig und besonders schützenswert.
Nachdem wir unser Zimmer in der Guassa Community Lodge bezogen hatten, nutzen wir den Nachmittag für eine erste Wanderung in der Nähe der Lodge.
Auf dem Rückweg war ein kleiner Trupp Geladas in der Nähe der Straße unterwegs. Wir konnten sie noch einige Zeit beobachten, bis sie sich langsam zu ihren Schlafplätzen im Kliff zurück zogen.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg, den Äthiopischen Wolf zu suchen. Es gibt wohl fünf Lieblingsplätze für ihn in Guassa. Einer befindet sich nahe der Community Lodge. Doch wird dieser Platz in der Regenzeit unter Wasser gesetzt und die Hauptnahrung der Wölfe, die Grasratten, verlassen den Platz zu dieser Zeit, da die Höhlen unter Wasser stehen. Sie ziehen in die westlich der Lodge gelegenen Hügel, wo wir jedoch am Tag zuvor erfolglos waren. Die Jagdreviere des Äthiopischen Wolfs liegen auf offenen Grasflächen, wovon es in Guassa nur wenige gibt.
4x4 Piste auf dem Guassa Plateau
So sehr wir uns auch bemühten, konnten wir entlang der kleinen 4x4 Piste, die über das Plateau führt, keine Wölfe entdecken. Als Entschädigung gab es eine Vielzahl kleiner Blüten zu bestaunen.
Im nördlichen Teil von Guassa sind noch zwei weitere Gebiete, die von den Äthiopischen Wölfen gern aufgesucht werden. Auf dem Weg dorthin, ging es durch besiedeltes Gebiet. Man bekam schnell einen Eindruck, wie stark der Druck auf das Schutzgebiet ist.
Wir kamen das erste Mal in Afrika in ein Gebiet, wo es Riesen Lobelien gibt - ein weiteres Novum für uns.
Äthiopische Schopfrosettenbaum - Giant Lobelia (Lobelia rhynchopetalum)
Strichelbrustkiebitz - Spot-breasted Lapwing (Vanellus melanocephalus)
Auch dieser Kiebitz ist endemisch zu den Highlands in Äthiopien.
Augurbussard - Augur Buzzard (Buteo augur)
Eigentlich hatten wir eine Sichtung des so seltenen Äthiopischen Wolfs schon abgehakt - es sollte wohl nicht sein. Wir waren bereits auf dem Rückweg, als unser Fahrer mit dem Ausruf "Wolf" abrupt stoppte. Wir verließen das Fahrzeug und versuchten vorsichtig zu Fuß etwas näher heran zu kommen. Das gelang uns nur mit mässigem Erfolg. Insgesamt waren fünf Tiere zu sehen, die nach zwei verschiedenen Seiten ausgewichen sind - traumhaft schön sie zu beobachten.
Happy wie wir waren, hatten wir uns eine Kaffeepause verdient, was wir mit einem kurzen Besuch auf dem wöchentlichen Markt von Mahal Meda verbanden.
Am Nachmittag hiess es für uns schon wieder Abschied nehmen von Guassa. Leider war unsere Zeit hier zu kurz, um dieses faszinierende Gebiet etwas intensiver zu entdecken. Ein Trupp Geladas nahe der Piste lud uns zu einem letzten Stopp ein.
Der östliche Rand des Guassa-Plateaus fällt als steile Klippen abrupt ins Great Rift Valley ab. Ein paar Kilometer von der Lodge entfernt gibt es einen Platz mit atemberaubendem Blick ins Qob Astil Valley - traumhaft schön, auch wenn man die steile Klippe vor uns auf dem Bild nur erahnen kann.
Blick von einer Klippe ins Qob Astil Valley
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das Getva Hotel in Dabre Birhan.
Durch Menschen und Ziegen kämpften wir uns zum Eingang des Viehmarktes. Was wir da sahen, ließ uns erst einmal innehalten. Wir waren von der Masse an Mensch und Vieh einfach überwältigt. Wir verschafften uns einen ersten Überblick und wenig später stürzten wir uns mitten hinein ins Getümmel.
In Senbeta ist jeden Sonntag Markttag. Hier kommen Amhara, Oromo und Afar von nah und weiter entfernt zusammen, um zu handeln - sie kaufen, verkaufen oder betreiben auch einfach nur Tauschhandel.
Die Gerüche, die Farben, die Offenheit der Menschen - all das hat uns tief beeindruckt. Wir waren die einzigen Europäer auf dem Markt. Niemand fühlte sich von unserer Anwesenheit gestört. Wir wurden diskret bestaunt in der gleichen Weise, wie wir selbst versuchten, die Eindrücke in uns aufzunehmen. Fotografieren war überhaupt kein Problem - ob heimlich mit Zoom oder ganz direkt - ein Geste des Dankes zauberte stets ein Lächeln auf die Gesichter.
Bilder können das wahre Marktleben nur zum Teil wiedergeben, deshalb folgen nun noch einige Livebilder.
Market Day in Senbete
Wir hatten Riesenglück, denn nach fast drei Stunden Marktbesuch zogen dunkle Wolken auf, begleitet von heftigem Wind. Die ersten Tropfen fielen bereits vom Himmel, als wir zum Auto zurück liefen.
Wir machten uns auf den Weg nach Kombolcha. Übernachtet hatten wir im Sunny Side Hotel.
Weil es am Vortag so schön war in Senbete, ging es nun nach Bati zum Montagsmarkt. Bati Market ist wohl der größte Markt für Rinder und Kamele in Äthiopien. Bis zu 20.000 Leute der Amhara, Oromo und Afar sollen hier zum wöchentlich stattfindenden Markt zusammen kommen. Ob es so viele waren, können wir beim besten Willen nicht beurteilen - es war auf alle Fälle ein riesiges Gewusel.
Wir starteten hier zuerst mit einem Bummel durch Gemüse und Gewürze, Haushaltswaren aller Art, Bekleidung und Schuhe, Hühner und Eier, Holzkohle, Seile und vieles mehr. Es gab alles, was der Mensch so zum Überleben braucht.
Jeder der Märkte hat einen bestimmten Platz, wo die Lasttiere (Esel und Kamele) geparkt werden. Wenn die Einkäufe abgeschlossen sind, werden die Waren für den Transport nach Hause verladen.
Camel Parking: Diese Kamele stehen nicht zum Verkauf. Es sind Lasttiere zum Transport von Waren
Nimmt man sich etwas Zeit beim Bummeln, kann man wunderschöne Fotos der Akteure auf den Märkten bekommen - schauen, warten, klick. Ich war stets begeistert von den Motiven.
Auf zum Viehmarkt und rein ins Getümmel. Natürlich mussten wir stets die Augen offen halten. Tiere hinterlassen Häufchen und Haufen, wo man ungern hineintreten möchte. Den Stieren mit ihren Hörnern musste man seine volle Aufmerksamkeit schenken, dass man nicht irgendwann aufgespießt wird. Kamele, so friedlich sie meist da rum stehen, können, wenn sie wollen, auch ganz plötzlich nach hinten austreten. Wir haben es überlebt und es hat riesigen Spass gemacht.
Die typische Frisur eines Oromo
Ein alter KrAZ (gebaut in der ehemaligen Sowjetunion, heute gehört das LKW-Werk zur Ukraine) stand mitten auf dem Viehmarkt. Später wurde er mit Stieren beladen.
Bevor wir Bati verlassen, möchten wir auch hier als kleine Ergänzung noch einige Bilder live vom Viehmarkt in Bati präsentieren. So bekommt man ein besseres Gefühl von dem Trubel und der Geräuschkulisse.
Market Day in Bati
Eigentlich wollten wir am Nachmittag nur bis Dessie weiterfahren. Da wir jedoch noch ausreichend Zeit hatten, organisierte Firew kurzerhand einen Bungalow im Lal Hotel in Woldiya für uns. So war am Folgetag die Fahrzeit bis Lalibela weit kürzer.
In vielen Kurven führt die Strasse nach Dessie zurück ins Hochland auf 2.500 Meter.
Reisen Sie mit uns weiter in den Norden von Äthiopien
und begleiten Sie uns auch in die Danakil. Es lohnt sich.
Hier geht es weiter zum 3. Teil unserer Tour.